Vor fünf Jahren bekam der heute 48jährige DJ Beat Schaub alias Papi Electric im Kaufleuten fünf Probesonntage für seine Auffassung von Latino-Disco. Man darf jubilieren, denn das Ritmo Rico-Konzept hat sich durchgesetzt.
Sonntagabend nach der Streetparade. Entgegen den Befürchtungen der Ritmo Rico-Macher tummeln sich erstaunlich viele Latin-Aficionados im rötlichen Dämmer unter der ovalen Beleuchtung des kleineren Kaufleutensaales. Papi Electric hat soeben Salsaton von Miguel Enriquez aufgelegt, eines in Italien lebenden Kubaners. Es ist stets amüsant, die Stilblüten zu studieren, die die diversen Latino-Tanzkurse bei ihren Elèven hinterlassen. Da dreht einer seine zum Wirbel gequirlte Partnerin übers Parkett, während gleich daneben ein grosser Schwarzer und eine Schweizer Blondine akkurat und brav die Eins-Zwo-Drei-Stopp-Salsa-Schrittabfolge auf den Tanzboden setzen.
Fliegender Wechsel im DJ-Stand. Marco Hillebrand alias Copita übernimmt und wartet mit einer Bachata von Yoskar Sarante auf, die sich - da spielt kolumbianische Musik herein, die oft Allianzen mit der dominikanischen eingeht - an einem Vallenato-Hit orientiert. Den Fluss der geschmeidigen Glockengitarren unterbrechen knackig-rythmische Akente, die das Stück in Richtung Merengue schieben, der dann plötzlich wieder in den weichen Bachata-Pfühl zurück plumpst: die Bachata hat ein hohes Mass an Raffinement erreicht und ein Ende des Booms ist nicht absehbar.
Daran, sowie an Reggaeton und anderes mussten sich hier auch die Salsa-Fundis gewöhnen. Schaub: „Die wollten uns am Anfang ‚umerziehen'. Es wurde viel gemotzt, als ich zum Beispiel begann, Reggaeton aufzulegen, aber ich hatte nie vor, einen der üblichen Salsa-Abende zu veranstalten. Mir schwebte stets eine Latino-Disco mit allen möglichen aktuellen Einflüssen vor. Mit diesem Konzept ging ich lange vergeblich hausieren und habe dann auch mit Marc Brechbühl vom Kaufleuten verhandelt". Vor fünf Jahren kriegte Schaub grünes Licht für fünf Probesonntage im Kaufleuten, die er mit Copita bestritt. Notabene sind beide DJs auch im Privatleben latinogeeicht, denn der 40jährige Copita ist mit einer Dominicana, Schaub mit einer Kubanerin verheiratet.
„Wenn du in Lateinamerika in Clubs gehst", philosophiert Schaub über die Ziele von Ritmo Rico, „dann vergnügen sich dort Leute jeden Alters. Die Senioren goutieren die Sounds der Jungen und diese wiederum respektieren die Klassiker. Man legt Musik für alle Generationen auf und etwas ähnliches schwebt mir auch für Ritmo Rico vor." Tatsächlich ist der Latino-Anteil an den Parties stets respektabel und - so Schaub - es tauchten auch öfters ganze Familienclans auf.
Schaub gründete die Firma Tendance Events für Ritmo Rico, andere Aktivitäten sowie den Output gefragter Compilation-CDs. Die regelmässigen Ritmo Rico-Sonntage haben sich etabliert und vor vier Wochen verbuchte man gar einen Besucherrekord. Überdies haben die DJs das Publikum „umerzogen", und gottseidank nicht umgekehrt. Ein gutes Omen für die Zukunft.
Zürich, Kaufleuten
So 31. 8., Live : Miguel Enriquez y su Salson, 20 Uhr
So 7. 9., Ritmo Rico Dance-Showtime, 21 Uhr