Seit über einem Jahr besitzt die momentan populärste und angesagteste (Tanz)Musik Brasiliens in Zürich-Oerlikon eine Heimat.
Tramstation Felsenrainstrasse, mitten in der Nacht. Unweit der Haltestelle des Vierzehners entdeckt man fröhlich bunte Leuchtschriften an einem Gebäude: der Clube Forró e Gafiera, der sich gegen Mitternacht mit angefressenen Brasileiras und Brasileiros, aber stets auch mit ein paar Schweizer Forró-Süchtigen füllt. Der akkordeonlastige Forró ist in der aktuellen Música Popular Brasileira (MPB) absolut angesagt und der Club nach über einem Jahr Existenz ein Erfolg, was vor allem dem Durchhaltewillen von Heloisa Margues, der Initiantin, zu verdanken ist.
Die 53-jährige Heloisa kommt aus Amazonien, stammt aus einer Indianer-Familie - ihr indianischer Name ist Peuar - und lebt seit 1988 in der Schweiz. Zuvor hatte sie Theaterwissenschaften in Belem studiert und mit einschlägigen Theater-Aktivitäten für die Rechte der Indianer gekämpft. Heloisa ist an der Gesamtheit der brasilianischen Kultur und Musik interessiert, ergo war es immer ihr Wunsch, einen entsprechenden Club zu führen. Den besitzt sie nun, und der Erfolg zeigt, dass unter den Brasilianern in Zürich und Umgebung ein Bedürfnis danach vorhanden ist. Noch arbeitet Heloisa tagsüber als Fahrlehrerin, ihr Ziel ist es aber, den Club hundertprozentig führen zu können. Zunächst wurde das recht grosse und hohe Lokal Freitagnacht betrieben, die zentrale Musik war Forró und verwandte Sounds. Inzwischen hat Heloisa das Programm erweitert: "Am Donnerstag präsentieren wir Bossa Nova und zwar auch live, und am Sonntag gibt es Musik und eine Art Brunch schon am Nachmittag für jene Leute, denen es zuhause langweilig ist". Auch Dienstag- und Mittwochabend werden mit Afro- und Samba- respektive Salsa-Tanzkursen belegt.
Es gelingt Heloisa auch immer wieder, namhafte Gruppen aus Brasilien nach Oerlikon zu lotsen: das legendäre, schon in der dritten Generation aktive Trio Nordestino wird am 8. Dezember bereits zum zweiten Mal im Club auftreten, es gastierten aber auch schon das Trio Virgulino, und besonders schöne Erinnerungen hat Heloisa an die musikalisch fabelhafte Banda Forró Bão de Demais - sechs Blinde von 21 bis 36 Jahren. "Jede und jeder ist willkommen und der Club ist schon fast zu einer familiären Angelegenheit geworden", schwärmt Heloisa, "die Leute, die sich hier kennen gelernt haben, halten zusammen. Forró verbindet die Schichten, denn ich habe es auch schon erlebt, dass jemand aus den 'besseren brasilianischen Kreisen' zunächst über die 'Volksmusik' Forró die Nase rümpfte, sich dann aber im Club zum Tanzen hinreissen liess".
Zürich-Oerlikon, Schaffhauserstr. 439 (Tram 14, Felsenrainstrasse), Tel. 077 / 400 47 52