Comeback einer Salsa-Ikone

Rubén Blades & Roberto Delgado Orquesta im Kaufleuten, Zürich (10.7.2011).

Die hiesigen Salsa-Aficionados waren in letzter Zeit unterversorgt, was gute Konzerte anbelangt. Am Sonntagabend stieg dafür eines wie kein zweites: Rubén Blades zog im ausverkauften Kaufleuten alle Register seines Könnens. Da will es ein charismatischer, in diesen Tagen dreiundsechzig werdender Salsero, der bis 2009 fünf Jahre als Tourismusminister in Panama amtierte, noch einmal wissen. Aufgetreten ist Blades mit dem zwölfköpfigen panamaischen Roberto Delgado Orquesta.

Ergo hat man die Kaufleutenbühne selten derart dicht bevölkert gesehen. Hinten oben die Bläserwand, davor wie in der Seis-del-Solar-Zeit Keyboard, Perkussion, Bass und Schlagzeug. Der schwarz gekleidete Hauptakteur tigerte vor dem opulenten Klangkörper meist unruhig auf und ab, den obligaten, ebenfalls schwarzen Hut auf dem Kopf.

Das Intro zum Konzert evozierte eher gemischte Gefühle, erinnerte es doch an den fragwürdigen und glatten Synthiesound von Seis del Solar, mit denen Blades jahrelang unterwegs war. Bereits die erste Intervention der furzenden Bläser raute jedoch die Glätte auf. Hier kehrte einer zu den Roots zurück, ohne auch nur eine Sekunde konventionell zu wirken wie etwa die venezolanische Koryphäe Oscar d’León. Blades lässt sich nie auf populistische „Guantanamera“-Plattitüden ein und er pflegt im Gegensatz zum ältlichen, opernhaft-schmierigen Croonen d’Leóns einen schnörkellos direkten und beseelten Gesang. Einen Vokalstil, den er von Cheo Feliciano übernommen und an Juan Luis Guerra weitergegeben hat.

Der zweieinhalbstündige Gig umfasste Songs aus allen Phasen von Blades’ Karriere. Im ersten Teil gemächlich swingend, steuerte das Ganze auf den Hit „Deciciones“ zu. Die orchestrale Dramatik wuchs an, wobei auch Timba-Einflüsse anklangen, ohne dass man je in ödes Gehacke verfallen wäre, mit welchem etwa Los Van Van live seit einiger Zeit aufwarten. Die Höhepunkte in Blades’ Set lassen sich mit dem scheinbaren Widerspruch „organisierte Turbulenzen“ umschreiben, man ging rhythmisch und orchestral zur Sache und an die Grenzen. Die Kompaktheit der hervorragenden Band vereinheitlichte das ursprünglich vom Sound her so unterschiedliche Material aus der Seis-del Solar-Zeit und jenes akustisch-aparte von „Tiempos“ (1999). Die klangliche Geschlossenheit bot jedoch Raum für Dynamik. Optisch reizvoll die schlichten, aber attraktiven und die ganze Bühnenrückwand füllenden Projektionen. Sowohl mahnende Schlagworte, wie das an den Mundo Latino gerichtete „Muevete“ als auch Strassenbilder aus Panama City und abstrakte Ornamentik zogen vorüber.

Fazit: Rubén Blades beweist mit seinem Comeback, dass er in der Salsa zwar nicht das Mass aller, aber immer noch vieler Dinge ist.

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