Die samstägliche “Latinissimo”-Party ist das pulsierende Herz des heutigen Latin Palace-Konzeptes, das der Kubaner Eduardo Junco ausgeklügelt hat: Der totale Latinissimo-Mix.
Steigt man Sonntagmorgen um ein Uhr im Latin Palace die Treppe ins Soussol hinunter, gerät man in einen veritablen Hexenkessel. Dominicanas mit gelöckelten Frisuren flanieren von der Bar zur Tanzfläche, Latinos jeder Couleur fläzen sich auf den Sofas. DJ Banana hat soeben ultraschnellen Merengue de Calle aufgelegt, die Paare schmeissen ihre Hüften im Tempo des gehetzten Waldaffen hin und her. Dann lässt Banana den Sound in die hedonistisch-romantischen Glockengitarren einer Bachata plumpsen. Selbstverständlich wartet er auch mit Reggaeton- und Salsa-Blöcken auf.
Um den Erfolg des „Latinissimo“-Konzeptes zu verstehn, muss man kurz die Zürcher Latino-Clubgeschichte rekapitulieren. Als die Szene vor über zwanzig Jahren zu prosperieren begann, gab es nur wenige Clubs wie das Hey und das Cubanito, wo sich alle Angefressenen tummelten. Der Kuchen teilte sich bald nach Ländern auf, die Dominikaner etwa besassen lange Zeit mit der Cueva Taina, dem Flair und Caramba sowie dem unvergleichlichen Swing Latino gar eine Überzahl an Refugien. Alle weg. Aus ökonomischen Gründen sind zur Zeit wieder Mischtempel gefragt.
Breit und bunt
Der vierundvierzigjährige Kubaner Eduardo Junco kam 1999 in die Schweiz. In Havanna war er unter anderem Gerant in der Disco Palacio de la Salsa gewesen. Mit seinen einschlägigen Erfahrungen stieg er beim Latin Palace ein, der damals Chango hiess. Kubaner mit Leib und Seele, fuhr Eduardo geraume Zeit eine Música-Cubana- und Salsa-Schiene. Damit zog er vor allem die sektiererische Deutschschweizer
Salsa-Szene an, die sich - seufz - vorwiegend aus Blöterli- und Hahnenwassertrinkern rekrutiert, womit kein echter Latino-Club überleben kann. „Ich musste mir etwas anderes ausdenken“, sinniert Eduardo, „und habe mit diversen DJs einiges ausprobiert.“ Heute ist das Konzept ausgereift, als Haupt-DJ amtiert der versierte Dominicano DJ Banana für die bunte Breite der Latino-Szene, die sich im Latin Palace tummelt: Dominicanas, Kolumbianer, Venezolanerinnen, Brasilianer, aber auch immer einige Schweizer. Latinissimo eben.
Nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen ist Eduardo stets offen für anderes. Donnerstags wird an den „Bogotá“-Partys von Schweizern für Schweizer R&B, Hip Hop und Reggae aufgelegt, der Freitag ist für Afro, der Sonntag für Brasil-Sound reserviert. Am ersten Samstag im Monat kann man vor der Party bei Nancy Staub neuere Tänze wie Lambada-Zouk lernen. Und für die eingefleischten Cuba-Aficionados gibt’s gleich neben dem Latin Palace sozusagen als Chambre Séparée seit einiger Zeit die Fam’Bar.
Latin Palace
Militärstr. 84
8004 Zürich
(Rauchen gestattet)