Omara Portuondo
image by: Photo Dominik Pluess

Omara Portuondo – die neue Diva Lateinamerikas

Nachdem Celia Cruz „Azucar!“ nicht mehr unter uns weilt, Mercedes Sosa und Celina Gonzalez krankheitshalber nicht mehr auftreten können, scheint Omara Portuondo die neue „Grande Dame“ der lateinamerikanischen Musik zu werden. Das Konzert vom vergangenen Samstag 12. November an der Avo Session Basel, gab einigen Aufschluss über die musikalischen Qualitäten dieser aussergewöhnlichen Sängerin. Dies sei schon mal gesagt: Es war ein grossartiger Abend!

Mozart und Rumba – wie soll das funktionieren?
Schon das „Vorprogramm“ war eine Attraktion: “Classic meets Cuba“ – die Gleichung hiess also: Mambo und Mozart gleich Mambozart! Spielend wurde Themen von Händels mit Mambo oder eine ungarische klassische Melodie mit einer Comparsa verschmolzen, die Übergänge fliessend, wohl bemerkt. Es gibt ja Leute, die glauben zu meinen, dass sich klassische Musik nicht vereinen lasse mit dem 2/3er-Clave. Sie sollten sich die CD dieses Ensembles zu tun oder das Konzert besuchen. Gelegenheit dazu gab es übrigens diesen Samstag 19.11. im Kaufleuten Zürich.

Die Dresdener Philharmoniker und Brüder Tobias (Flügel) und Kilian Forster (Kontrabass) sowie Schlagwerker Tim Hahn trafen in Kuba auf den Timbalero Alexis Herrera Estevez und den Conguero Elio Luis Rodriguez. Mittlerweile hat die Formation mit Guaracha Beethovens Fünfte zu Salsa No. 5 umfunktioniert und Mozartique, als die kubanische Form von Mozarts Klaviersonaten vorgestellt. Was so locker und witzig daher kam, ist eine intensive Arbeit von fünf professionellen Musikern mit einem riesigen Improvisationstalent und viel Freude für stilistische Weitsprünge. Aber es geht – Classic meets Cuba ist der sehr lebendige Beweis dafür.

Bolero, Montuno y Feeling
Etwa um Viertel vor zehn starten die Musiker mit einem afrocubanischen Rhythmus und der Huldigung für Ochun. Omara ist schon seit jeher den Göttern verpflichtet, wie die meisten Kubaner. Dann der Klassiker „Sitiera Mia“ von Rafael Lopez, der auch Oscar d’Leon bereits vor Jahren wunderschön interpretierte und Guantanamera mit dem unvergleichlichen Barbarito Torres, dem Meister der Laoud, einer viersaitigen Mandoline mit Tres-Klang. Überhaupt hatte Omara eine grossartige Schar von Musikern auf der Bühne: Zum Beispiel Maestro Emilio Morales, der die Anfänge bei Paulo FG mitgestaltete und auf Hailas CD im Jahre 2000 tatkräftigt mitwirkte. Basel beglückte er mit einem Solo bei „Soy Cubana“. Als die Diva Papi Oviedo ankündigte, waren die Fans der Tres cubano im Glück, Solos der leyenda von Revé bei „No Llores Más“ und ein wundervolles Duett zu zweit mit Portuondo „El Amor de mi Bohio“ dem von Guillermo Portabales.

Zwischendurch gabs mal einen jazzigen Mambo, coole Montunos und immer wieder „Feeling, feeling,…“ zu Son-Boleroklängen, welches ja das Markenzeichen von Omara sind. Auffallend auch, dass zwei Gitarristen (akustisch und elektrisch) auf der Bühne mitwirkten: Chicoy, viel auf Issac Deldados CDs und Livegigs zu hören glänzte bei einem Bolero. Swami jr. mit der akustischen Nylongitarre bei der Zugabe des brasilianischen Themas „Luna“ von Carlinhos Brown. Zugleich für Chor und Violine zuständig zeigten sich die einzigen zwei Frauen auf der Bühne neben Portuondo und Osiris Valdes beehrte die Zuschauer mit einem Solo.
Selbst die Bläser unter der Leitung vom Director musical Alfredo Thompson durften solieren, Trumpetsolos von Miguelito Valdes und Robertico Garcia bei einer Guaracha-Tanznummer, bei „Mambomania“ und einem swingenden Beni More-Song.

Nach der Brasil-Zugabe sang Omara das wunderschöne „El Amor de mi Pasado“ und liess es sich nicht nehmen Ibrahim Ferrer mit „Dos Gardenias para ti“ (Isolina Carillo) zu gedenken. Es war schon ein bewegender Moment, den Ibrahim mit seinem liebenswerten Wesen bleibt uns unvergessen. Ganz zum Schluss gab der kubanische Express nochmals kräftig Gas und servierte uns mit vielen Solis „Mueve la Cintura, Mulato“ vom neuesten Album „Flor de Amor“ der kubanischen Sängerin.

Jeder weitere Konzertbesuch der 75-jährigen Sängerin sei dringend empfohlen. Kein einziger Intonationsfehler ist aufgetreten…denkt man da zum Beispiel an jüngere Megastars wie Madonna oder Robbie Williams an den MTV Awards.

Auch wenn das ganze immer noch unter dem Kommerzlabel „Buena Vista presents….“ läuft und die englischen Produzenten mit den Kubanern noch immer kräftig Kasse machen - die Compañeros von der Zuckerinsel sind liebenswerte, echte Latinos und für jedermann da. Starkult und Geldgier kennen sie nicht. Auf jeder neuen Tournee treten immer wieder längst vergessene, unterbewertete, sowie geniale Musiker auf und geben musikalische Perlen zum Besten. Darum geht, solange wir diese Legenden noch lebend sehen dürfen!

Manuel y Yoconda
DJ’s „Son Clave“