Rita Martínez ist Kuba-Kennerin und gilt als Hauptinitiantin der Zürcher Salsa-Szene. Ihre grosse Liebe gehört jedoch dem Son und für ihren El CoraSon Club hat sie nun jeden Sonntag im Westside Music Café eine Bleibe gefunden.
Jawohl, hier geht es wieder einmal um den überstrapazierten, missverstandenen und von Klugscheissern oder Journalisten, die von der Materie keine Ahnung haben, unqualifiziert und elitär aus dem Gefüge des Universums der Música Latina herausgelösten kubanischen Son!
Der Son ist eine kubanische Grundmusik, den auch Latin Hip Hop-Gruppen wie die Orishas für ihre Zwecke verwenden, er ist Grundmusik wie der Vallenato in Kolumbien oder der Merengue tipico in der Dominikanischen Republik, der im übrigen dort seit einiger Zeit Urständ feiert. Latinos benutzen fast die gesamte Vergangenheit und Gegenwart ihrer Musik neben Rock- und Hip Hop-Einflüssen ungezwungen zu kreativen Efforts, und wer das nicht kapiert, der soll sich nicht dazu äussern und weiterhin Red Hot Chili Peppers hören.
Man befreie den Son sowohl aus den Klauen der Ewiggestrigen als auch der Intellektuellen - so das Morgen- und Abendgebet der Rita Martínez. Es darf füglich behauptet werden, dass Rita die Mutter der Zürcher Salsa-Szene ist, hat die ehemalige Standard-Latintänzerin doch vor rund zwanzig Jahren zusammen mit ein paar anderen Angefressenen den ersten Salsa Tanzclub der Schweiz gegründet und den Zürchern die ersten Salsaschritte beigebracht. Salsa unterrichtet die versierte Kuba-Expertin auch heute noch.
Ritas grosse Liebe gehört jedoch dem Son, dem Vater der Salsa, dessen Tanzschritte sie als Ergänzung unseren Salsa-Aficionados näher bringenmöchte. "Der Son gehört zu Kuba und so lange es Kuba gibt, lebt der Son",erklärt Rita, "die alten Koryphäen sterben zwar langsam aus, aber junge Gruppen wie etwa das Septeto Contemporaneo, die Frauen-Formation Morena Son oder das Septeto Havana & Santiago frischen heute den Son auf." Von der Salsa unterscheidet sich der Son übrigens lediglich durch eine bescheidenere Instrumentierung - Hauptinstrumente sind da die mit drei Doppelsaitenversehene Gitarre Tres, Claves, Bongos und Bass - und nicht etwa durch Langsamkeit. Es gibt ausgesprochen spritzig-schnelle Son Montunos!
Getanzt jedoch wird der Son anders als die Salsa, was Rita unter dieLeute bringen möchte. Zum Vater der heutigen Salsa tanzt man "contratiempo": vier / stopp / zwei / drei / vier lautet da die Schrittabfolge, und sie ist somit das genaue Gegenteil zur Salsa, die stets auf eins beginnt. Man ist sich sehr nah beim Tanz zum Son, der - so Rita - das Herz und die Seele berührt.
Lange war Rita Martínez auf der Suche nach einem geeigneten Lokal für ihren El CoraSon Club. Mit dem Westside Music Café (www.westsidebar.ch) im Zürcher Kreis 5, das auch Brasil- und Salsa-Abende veranstaltet, fand Rita den geeigneten Ort. Jeden Sonntag ab 18 Uhr kann man zunächst an Crash-Tanzlektionen teilnehmen, ab 20 Uhr legt Rita ausschliesslich Son, Cha-Cha-Cha, Bolero, Danzón und Trova auf. Regelmässig treten auch Live-Bands wie Puro Son oder andere Son-Gruppen auf.. Den Anfang am 7. Mai machen Puro Son. Richtig spektakulär wird es dann, wenn ab und zu Ritas Tanzpartner, der Kubaner Claudio Pacheco als Gast auftritt und zusammen mit Rita seine Erfindung, den Son Patin mit seinen Schlittschuschritten und witzigen Figuren demonstriert.
El CoraSon Club, jeden Sonntag im Westside Music Café, Limmatstr. 109 (vis a vis Palais Xtra), 8005 Zürich
[Hans Keller]